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Formen der Inkontinenz

Profilbild von Jessica Papic Geschrieben von Jessica Papic

Ungefähr neun Millionen Menschen leiden hierzulande an einer Harninkontinenz . Bei dieser Erkrankung müssen jedoch verschiedene Formen voneinander abgegrenzt werden.

Die Einteilung dieser Formen erfolgt vor allem im Hinblick auf deren direkte Ursachen und die dadurch auftretende Symptomatik. Allgemein ist mit dem Begriff Harninkontinenz der unwillkürliche Verlust von Urin gemeint.

Umgangssprachlich wird die Harninkontinenz deshalb auch als Blasenschwäche bezeichnet.

 

Verschiedene Formen der Harninkontinenz

Zu den wichtigsten Formen zählen die Belastungs- oder Stressinkontinenz , die Dranginkontinenz, die Lachinkontinenz als Unterform der Dranginkontinenz, die Mischinkontinenz und die Reflexinkontinenz.

Außerdem gehören die sogenannte Überlaufinkontinenz, die extrauretrale Inkontinenz sowie die Nykturie (nächtlicher Harndrang) zu den wichtigsten Arten der Harninkontinenz im Erwachsenenalter.

Stress- oder Belastungsinkontinenz

Im Falle der Stress- oder Belastungsinkontinenz spielt nicht, wie oftmals angenommen, psychischer Stress eine Rolle.

Tatsächlich basiert der unwillkürliche Harnverlust auf akuter körperlicher Belastung. Vor allem beim Husten, Niesen oder Lachen verlieren die betroffenen Menschen ungewollt Urin. Auch das Tragen schwerer Lasten kann das Auftreten der Beschwerden provozieren.

Die direkte Ursache dieser Form der Inkontinenz ist ein schwacher Schließmuskel der Blase. Dieser ist bei erhöhtem Druck im Bauchraum nicht mehr dazu in der Lage, die Blase fest und dicht zu verschließen.

Die Belastungs- oder Stressinkontinenz stellt die häufigste Form der Blasenschwäche bei Frauen dar.

Dranginkontinenz

Menschen, die an einer Dranginkontinenz leiden, spüren in der Regel einen unkontrollierbaren Harndrang, der überfallsartig einschießt. Zu diesem Harndrang kommt es auch dann, wenn die Blase nur teilweise und nicht vollständig gefüllt ist.

Da der Drang, Urin abzulassen, bei den Betroffenen so plötzlich auftritt, schaffen sie es häufig nicht bis zur Toilette sondern nässen sich ein.  

Lachinkontinenz

Die sogenannte Lachinkontinenz, die auch unter der Bezeichnung Gigelinkontinenz bekannt ist, stellt eine Sonderform der Dranginkontinenz dar. Im Gegensatz zur Stressinkontinenz steht der Urinverlust bei dieser Form nicht im Zusammenhang mit einer plötzlichen Druckerhöhung im Bauchraum.

Vielmehr wird diese Form durch einen Reflex hervorgerufen. Müssen die Betroffenen ausgelassen lachen, so wird bei ihnen reflektorisch die vollständige Entleerung der Harnblase initiiert.

 

Mischinkontinenz

Erwachsene, die an einer Mischinkontinenz leiden, entwickeln die typischen Symptome der Drang- sowie der Belastungsinkontinenz. Das bedeutet, dass die betroffenen Menschen sowohl unter häufigem Harndrang als auch unter plötzlichem Harnverlust unter körperlicher Belastung leiden.

Die direkten Ursachen der Mischinkontinenz sind eine Schwäche des Schließmuskels und gleichzeitig eine Speicherstörung der Blase.

Reflexinkontinenz und neurogene Blase

Eine weitere wichtige Form der Inkontinenz ist die sogenannte Reflexinkontinenz, auch unter dem Begriff neurogene Blase bekannt. Hervorgerufen wird die Blasenentleerungsstörung durch verschiedene Nervenimpulse, die auf ihrem Weg vom Gehirn zur Harnblase nicht adäquat fortgeleitet werden.

Aufgrund dieser Störungen der Hirnsignale sind die Erkrankten nicht mehr dazu in der Lage, die Blasenmuskulatur willentlich zu steuern.

Die Reflexinkontinenz betrifft in den meisten Fällen das männliche Geschlecht und geht häufig mit Erektionsstörungen einher. In Abhängigkeit davon, wo die Nervensignale auf ihrem Weg vom Gehirn zur Harnblase beeinträchtigt werden, unterscheidet man weiter in die spinale sowie die supraspinale Reflexinkontinenz.

Überlaufinkontinenz und Überlaufblase

Auch die Überlaufinkontinenz, die zudem unter dem Namen Überlaufblase bekannt ist, zählt zu den häufigsten Formen der Blasenschwäche. Bei den Betroffenen kann der Urin, selbst wenn die Harnblase maximal gefüllt ist, nur tröpfchenweise ausgeschieden werden.

Infolgedessen ist es nicht möglich, die Harnblase vollständig zu entleeren. Irgendwann führt die gestörte Blasenentleerung dazu, dass die Blase überläuft. Das führt dazu, dass ein kontinuierliches Harntröpfeln hervorgerufen wird.

Es ist wichtig zu beachten, dass eine vollständige Entleerung der Blase nicht möglich ist, was zu einem kontinuierlichen Harntröpfeln führt.

Harninkontinenz im Kindesalter

Die Harninkontinenz ist allerdings keine Erkrankung, die ausschließlich erwachsene Menschen betrifft. Auch im Kindesalter kann es zu ungewolltem Urinverlust kommen.

Bei den betroffenen Kindern kann die Harninkontinenz vollkommen natürlich sein und durch einen noch nicht vollends gereiften Harntrakt hervorgerufen werden. Zudem gibt es Formen des Harnverlusts bei Kindern, die einen krankhaften Charakter aufweisen.

Besonders wichtig voneinander zu unterscheiden ist das Bettnässen (Enuresis) und die kindliche Harninkontinenz. All diese Formen weisen spezielle Merkmale auf, die es erlauben, sie untereinander zu differenzieren.

Wie wird die Harninkontinenz in verschiedenen Schweregraden kategorisiert und welche Formen sind mit jedem Grad assoziiert?

Um das Ausmaß der Erkrankung besser einschätzen zu können, wurden verschiedene Stufen der Harninkontinenz definiert. Bei dieser Stufeneinteilung beziehen sich die Angaben auf den Urinverlust innerhalb von vier Stunden.

Erste Stufe

Die erste Stufe der Harninkontinenz wird auch als Tröpfcheninkontinenz bezeichnet. Bei den betroffenen Menschen geht der Urin langsam in Form von einzelnen Tröpfchen ab. Innerhalb eines Zeitraums von vier Stunden verlieren sie weniger als 50 Milliliter Urin. Die sogenannte Überlaufinkontinenz stellt eine Form der Tröpfcheninkontinenz dar.

Zweite Stufe

Bei der zweiten Stufe der Harninkontinenz handelt es sich um eine leichte Blasenschwäche. Die Erkrankten verlieren binnen vier Stunden rund 100 Milliliter Urin.

Dritte Stufe

Die mittelgradige Harninkontinenz wird als unwillkürlicher Urinverlust von bis zu 200 Milliliter in vier Stunden definiert.

Vierte Stufe

Menschen, die an einer Urinkontinenz der vierten Stufe erkranken, verlieren große Mengen Urin. Die vierte Stufe wird deshalb auch als schwere Harninkontinenz bezeichnet. Es kommt zu einem Urinabgang von bis zu 300 Milliliter innerhalb eines Zeitraums von vier Stunden.

Fünfte Stufe

Bei der fünften Stufe der Harninkontinenz handelt es sich um eine schwere Miktionsstörung. Betroffenen Menschen ist es nicht mehr möglich, ihre willentlich Blase zu kontrollieren. Aus diesem Grund verlieren sie in der Regel den gesamten Blaseninhalt an Urin. Zumeist geht die fünfte Stufe der Harninkontinenz mit einer Stuhlinkontinenz einher.

Das gleichzeitige Vorliegen von Harn- und Stuhlinkontinenz ist ein besonders schwerwiegender Zustand, der dringend medizinischer Behandlung bedarf.

Welche Hauptunterschiede bestehen zwischen Belastungsinkontinenz und Dranginkontinenz?

Die häufigsten Formen der Inkontinenz sind die Belastungs- sowie die Dranginkontinenz.

Bei der Belastungsinkontinenz wird die unwillkürliche Entleerung der Harnblase durch einen akuten Druckanstieg innerhalb des Bauchraums hervorgerufen. Um die Blasenentleerung herbeizuführen, genügt es, wenn die Betroffenen husten, niesen oder herzhaft lachen. Auch das Anheben von Lasten kann dazu führen, dass der Druck im Bauchraum ansteigt und sich daraufhin die Blase entleert.

Ein Grund für diese Form der Inkontinenz stellt eine Schwäche des Schließmuskels der Harnblase dar. Normalerweise kann dieser Muskel einem Anstieg des Drucks im Bauchraum entgegenwirken, indem er sich stärker anspannt.

Da der Schließmuskel bei Menschen, die an Belastungsinkontinenz leiden, jedoch zu schwach ausgebildet ist, kann dieser seine Anspannung nicht erhöhen. Infolgedessen läuft der Urin ungehindert über die Harnröhre ab.

Die Belastungsinkontinenz betrifft vor allem Frauen und stellt die häufigste Form der Inkontinenz des weiblichen Geschlechts dar.

Im Falle der Dranginkontinenz hingegen handelt es sich um eine Speicherstörung der Harnblase. Bei den betroffenen Menschen findet eine Blasenentleerung oftmals bereits dann statt, wenn die Blase nicht vollständig gefüllt ist. Bemerkbar macht sich diese Form der Inkontinenz durch einen plötzlich auftretenden, unkontrollierbaren Harndrang.

Dieser Harndrang ist mitunter so stark, dass die Erkrankten es nicht mehr bis zur Toilette schaffen. Ein typisches Merkmal der Dranginkontinenz ist zudem der nächtliche Harndrang. Betroffene verspüren überdurchschnittlich häufig den Drang, ihre Blase entleeren zu müssen.

Aus diesem Grund wird die Nachtruhe der Betroffenen immer wieder gestört, was langfristig ernstzunehmenden Folgen haben kann.

 

Wie zeigt sich die Mischinkontinenz und welche Symptome sind für diese Form charakteristisch?

Die sogenannte Mischinkontinenz ist, wie der Name schon sagt, eine Mischung aus Drang- und Belastungsinkontinenz. Die betroffenen Personen leiden gleichzeitig unter einem nicht steuerbaren Verlust von Urin, sobald der Druck im Bauchraum ansteigt, sowie einem plötzlich auftretenden starken Drang zur Blasenentleerung.

Die Mischinkontinenz betrifft vor allem das weibliche Geschlecht. Die meisten der erkrankten Frauen sind dabei älter als 50 Jahre. Mit rund 30 Prozent stellt die Mischinkontinenz nach der reinen Belastungsinkontinenz die zweithäufigste Form der Blasenschwäche dar.

 

Diese Form der Inkontinenz tritt nur in den seltensten Fällen von vornherein auf. Tatsächlich leiden die meisten der Betroffenen zuerst unter einer reinen Belastungs- oder Dranginkontinenz. Erst im Laufe der Jahre gesellen sich die Symptome der anderen Inkontinenzformen hinzu, wodurch sich eine Mischinkontinenz ausbildet.

Welche spezifischen Ursachen sind mit den verschiedenen Formen der Inkontinenz verknüpft?

Ursachen der Belastungsinkontinenz

Die Belastungs- oder Stressinkontinenz ist mit 35 bis 40 Prozent die häufigste Form der Blasenschwäche bei Frauen. Die direkte Ursache ist eine ausgeprägte Schwächung der Beckenbodenmuskulatur, die häufig mit einer Schädigung des Bandhalterapparats einhergeht. Die Folge dieser Störungen ist, dass die Harnröhre am Ausgang der Blase nicht mehr adäquat verschlossen werden kann.

Hervorgerufen werden kann eine Schwächung der Beckenbodenmuskulatur vor allem dann, wenn diese enormer Dehnung ausgesetzt ist. Aus diesem Grund betrifft die Belastungsinkontinenz sehr häufig Schwangere oder Frauen, die bereits Kinder geboren haben. Weitere Faktoren, die den Harnröhrenverschluss negativ beeinflussen können, sind schwere körperliche Arbeit, Übergewicht und chronischer Husten. Darüber hinaus kann sich die Belastungsinkontinenz auch dann ausbilden, wenn es zu einem Absinken der Organe im Bereich des Beckens kommt.

Ursachen der Dranginkontinenz

Eine Dranginkontinenz kann ebenfalls die Folgeerscheinung einer Schwangerschaft sein. Auch während der Geburt kann es durch Verletzungenzur Provokation dieser Form der Blasenschwäche kommen.

Darüber hinaus steht die Dranginkontinenz in vielen Fällen in Zusammenhang mit Entzündungen der Harnwege oder der Harnleiter. Blasensteine können ebenfalls ursächlich sein.

Besonders oft betrifft diese Form der Harninkontinenz Frauen nach den Wechseljahren. Diese Tatsache legt nahe, dass auch der sinkende Östrogenspiegel einen Anteil an deren Ausbildung haben kann.

Weitere mögliche Ursachen sind Nervenerkrankungen, Hirntumore, Tumore im Bereich der Blase oder Harnröhre sowie Schlaganfälle. Auch bei Menschen, die an Alzheimer erkranken, kann oftmals eine Dranginkontinenz diagnostiziert werden.

Ursachen der Reflexinkontinenz

Wenn es zu einer Reflexinkontinenz kommt, steht diese in vielen Fällen in Zusammenhang mit einer Fehlbildung oder Verletzung der Nervenbahn, die vom Gehirn zum Rückenmark zieht. Sind die beeinträchtigten Nervenfasern an der Regulation der Blasenfunktion beteiligt, kann das zu einer Reflexinkontinenz führen.

Die betroffenen Menschen haben keinerlei Kontrolle mehr über die Entleerung ihrer Harnblase, weshalb sie unter vollständigem Harnverlust leiden.

Harnstrang verspüren die Betroffenen in diesen Situationen jedoch keinen.

 

Ursachen der Überlaufinkontinenz

Auch im Falle der Überlaufinkontinenz ist die direkte Ursache im Bereich der Nervenbahn zu finden. Bei dieser Form kommt es an den Nervenfasern innerhalb der Blase zu einer Schädigung.

Darüber hinaus kann es aufgrund einer Einengung der Harnröhre, zum Beispiel bei Männern mit vergrößerter Prostata, zu einem Überlaufen der Blase kommen.

Dieser Zustand wird als Überlaufinkontinenz bezeichnet.

Was versteht man unter funktioneller Inkontinenz und welche Faktoren tragen zu ihrer Entstehung bei?

Unter dem Begriff Funktionelle Inkontinenz, auch Funktionelle Harninkontinenz genannt, versteht man die Unfähigkeit eines Menschen, den Urin willentlich zurückzuhalten, bis eine Toilette aufgesucht werden kann. Anders als bei den übrigen Formen der Blasenschwäche liegt bei der Funktionellen Inkontinenz keine Einschränkung der Blasen- und/oder Sphinkter-Funktion vor.

In vielen Fällen tritt eine Funktionelle Inkontinenz nicht alleine, sondern mit anderen Harninkontinenz-Beschwerden gemeinsam auf. Das betrifft besonders häufig die sogenannte Drang-Inkontinenz.

Die Ursachen der Funktionellen Inkontinenz sind zumeist neurologischer Natur. So entwickelt sie sich vor allem bei Menschen, die unter Demenz , Orientierungsproblemen, mangelnder Mobilität oder chronischen Erkrankungen leiden.

Wie ist die Extraurethrale Inkontinenz definiert und wie unterscheidet sie sich von anderen Formen der Inkontinenz?

Neben der besonders häufig auftretenden Form der Blasenschwäche gibt es auch Arten der Inkontinenz, die deutlich weniger Menschen betreffen. Anders als bei den bereits beschriebenen Inkontinenzformen tritt der Urin bei einer extraurethralen Inkontinenz nicht aus der Blase aus.

Bei den betroffenen Menschen liegen vielgebildete Gänge innerhalb der ableitenden Harnwege vor. Der Urin fließt deshalb nicht durch die Harnröhre, sondern durch diese Gänge ab.

Eine extraurethrale Inkontinenz kann bereits im Kindesalter in Erscheinung treten. Die Ursache ist dann in den meisten Fällen eine Fehlbildung der unteren Harnleiter.

Es ist wichtig zu wissen, dass eine extraurethrale Inkontinenz bereits im Kindesalter auftreten kann und meistens durch eine Fehlbildung der unteren Harnleiter verursacht wird.

Kommt es hingegen bei Erwachsenen zu einer solchen Inkontinenz, so ist in der Regel eine Fistel dafür verantwortlich.

Es ist zu beachten, dass bei Erwachsenen eine Fistel die übliche Ursache für eine extraurethrale Inkontinenz ist.

Inwiefern beeinflusst die Überlaufinkontinenz den täglichen Lebensstil und welche Maßnahmen können zur Behandlung ergriffen werden?

Menschen, die unter einer Überlaufinkontinenz leiden, verlieren tröpfchenweise Urin. Bereits bei leichtem Druck auf den Bauch kann der Urinverlust verstärkt werden. Die Betroffenen selbst nehmen den Austritt des Harns in den meisten Fällen gar nicht wahr.

Zudem leiden die Erkrankten unter häufigem Harndrang. Wenn sie deshalb eine Toilette aufsuchen, ist es ihnen jedoch nicht möglich, ihre Blase vollständig zu entleeren. Der zurückbleibende Restharn kann dann zu weiteren Komplikationen führen.

So leiden Menschen mit Überlaufinkontinenz besonders häufig unter Blasen und Nierenentzündungen. Darüber hinaus kann es im Zuge der Inkontinenz zu einer Überdehnung der Blasenwand kommen.

Infolge dessen verliert jener Muskel, der für die Entleerung der Harnblase essentiell ist, an Kraft und erschlafft zunehmend. Das führt dazu, dass die Überlaufinkontinenz zunimmt. Für die betroffenen Menschen ist der Urinverlust natürlich sehr unangenehm.

Oftmals entwickeln sie im Verlauf der Erkrankung psychische Probleme und ziehen sich aus dem Privatleben zurück. Aus Angst, dass andere den Urinverlust bemerken, meiden sie den Kontakt zu Freunden und Familie.

Außerdem trauen sich viele der Betroffenen aus Scham nicht, einen Arzt aufzusuchen. Dabei ist es mit den richtigen Maßnahmen zumeist möglich, die Überlaufinkontinenz zu behandeln.

Behandlungsmöglichkeiten

Bei der Behandlung greifen Mediziner in erster Linie zuerst auf nicht medikamentöse Maßnahmen zurück. Zu den wichtigsten dieser Maßnahmen zählen die Verhaltenstherapie sowie die Stärkung des Beckenbodens. Bei der weiteren Therapieplanung ist es wichtig zu wissen, wodurch genau die Inkontinenz hervorgerufen wird.

Im Allgemeinen unterscheidet man die Überlaufinkontinenz aufgrund einer Obstruktion von der Überlaufinkontinenz, die durch einen schwachen Blasenmuskel hervorgerufen wird.

Die obstruktive Form der Überlaufinkontinenz ist durch eine Verengung der Harnröhre am Blasenausgang bedingt. Die direkte Ursache dieser Verengung ist bei Männern häufig eine vergrößerte Prostata.

Weitere Ursachen können zum Beispiel Tumore sein. Um die Inkontinenz zu therapieren, ist es notwendig, das Hindernis zu entfernen. Im Falle der Prostatavergrößerung sollte die Drüse deshalb entfernt werden. In der Regel kann der Urin anschließend wieder problemlos abgegeben werden.

Deutlich schwieriger gestaltet sich die Therapie bei einer Überlaufinkontinenz, die mit einem schwachen Blasenmuskel in Zusammenhang steht. In diesem Fall ist es notwendig, den Restharn mithilfe eines sogenannten Überlaufkatheters abzulassen.

Darüber hinaus können Medikamente eingesetzt werden, die den Blasenmuskel stimulieren. In manchen Fällen ist auch eine Elektrotherapie zur AKtivierung des Blasenmuskels möglich.

Welche Therapieoptionen sind für die verschiedenen Inkontinenzformen verfügbar und wie effektiv sind diese?

Die Behandlung einer Inkontinenz ist weitestgehend abhängig von deren Form.

Toilettentraining

Für sämtliche Formen der Blasenschwäche ist es aber sinnvoll, ein spezielles Toilettentraining durchzuführen. Dabei sollten die Erkrankten ein sogenanntes Miktionstagebuch führen. Dieses gibt Aufschluss darüber, wie viel der einzelne Patient trinkt und wie oft er die Toilette aufsuchen muss.

Anhand dieser Erkenntnisse kann anschließend ein Miktionssplan erstellt werden. Inkontinenzpatienten sollten sich strikt an diesen Plan halten. Das bedeutet auch, dass sie dann zur Toilette gehen müssen, wenn sie eigentlich keinen Harndrang spüren.

Das Toilettentraining garantiert die regelmäßige Entleerung der Blase. Langfristig soll auf diese Weise verhindert werden, dass ungewollt Urin aus der Harnblase austritt.

In Abhängigkeit der genauen Form der Blasenschwäche können zusätzlich weitere Behandlungsmaßnahmen durchgeführt werden.

 

Beckenbodentraining

Bei einigen der häufigsten Formen kann ein Beckenbodentraining zielführend sein. Das gilt vor allem für die Belastungsinkontinenz. Das eigentliche Training erfolgt nicht mit einem Arzt, sondern wird von einem Physiotherapeuten durchgeführt.

Dieser erklärt den Erkrankten verschiedene Übungen, die dabei helfen, die Muskulatur des Beckenbodens effektiv zu stärken. Bei dem Beckenbodentraining ist es zudem wichtig, dass die Übungen nicht bloß während der Physiotherapie, sondern auch regelmäßig zu Hause durchgeführt werden.

Außerdem konnte schon vor langem nachgewiesen werden, dass ein hohes Körpergewicht zu einer starken Belastung des Beckenbodens führt.

Aus diesem Grund ist es wichtig, dass jene Erkrankten, die an Übergewicht leiden, zusätzlich zum Training abnehmen. Eine Ernährungsberatung kann dabei sehr hilfreich sein.

Hormontherapie und Medikation

Steht die Blasenschwäche mit den hormonellen Änderungen während oder nach den Wechseljahren im Zusammenhang, kann auch eine Hormontherapie sinnvoll sein.

In der Regel werden diese als Salbe oder Zäpfchen in die Scheide betroffener Frauen eingeführt. Neben der Anwendung von Hormonen gibt es auch andere Medikamente, die je nach Form der Blasenschwäche zur Behandlung eingesetzt werden können.

Wenn es aufgrund einer Infektion zum ungewollten Urinverlust kommt, kann die Einnahme eines Antibiotikums hilfreich sein. Im Falle der Dranginkontinenz werden oftmals krampflösende Medikamente wie Oxybutynin verschrieben.

Liegt eine Belastungsinkontinenz vor, kann der Serotonin-Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer Duloxetin zur Linderung der Beschwerden beitragen.

Letzte Änderung: 10. Oktober 2023

Quellen
  • Frank H. Netter. Gynäkologie, Thieme (2006)
  • Aktuelle Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe zur Belastungsinkontinenz und der Überaktiven Blase
  • Empfehlungen der Internationalen Urogynäkologischen Gesellschaft IUGA und der Internationalen Kontinenzgesellschaft ICS
  • Kirschbaum, Münstedt. Checkliste, Gynäkologie und Geburtshilfe, Thieme

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