Stuhlinkontinenz ist kein wissenschaftlich feststehender Begriff, kann aber mit "Stuhlhalteschwäche" übersetzt werden. Generell kann man sagen, dass Stuhl oder Darmgase nicht bis zum nächsten Toilettengang zurückgehalten werden können. Kontinenz beschreibt das willentliche Zurückhalten von Stuhl und Gasen und damit durch Fühlen auch die Unterscheidung zwischen diesen beiden. Wenn diese Kontrolle nicht mehr gegeben ist, spricht man von Inkontinenz. Ungefähr 3% der Bevölkerung leiden an Stuhl- beziehungsweise Analinkontinenz.
Da die Stuhlinkontinenz an verschiedensten Ursachen liegen kann, gibt es auch verschiedene Arten der Inkontinenz. So kann es zum Beispiel nur zum Abgang von Gasen kommen oder zum Ausscheiden von Gasen und Stuhl. Je nach Art der Inkontinenz gehen verschiedene Mengen an Stuhl bemerkt oder unbemerkt ab. Auch die Konsistenz kann variieren. Grob unterteilt wird die Anal- beziehungsweise Stuhlinkontinenz klinisch in 3 Grade:
Zusätzlich dazu kann die Stuhlhalteschwäche noch in weitere drei Formen unterschieden werden: Die passive
Auch das hängt ganz von den Gründen der Stuhlhalteschwäche ab. Wenn die Ursache zum Beispiel eine Durchfallerkrankung ist oder das Problem die Nerven sind, die den Bereich "verschalten", kann es in jeglichen Situationen zum ungewollten Abgehen von Stuhl kommen. Ist die Ursache allerdings muskulärer Natur, kann es vor allem beim Lachen, Niesen oder Husten zum ungewollten Verlieren von Stuhl oder Gasen kommen. Auch sportliche, beziehungsweise anderweitig körperliche Aktivität können der Auslöser sein.
Die Stuhlhalteschwäche kann verschiedenste Ursachen haben.
Es gibt noch viele weitere Gründe, die zu einer Stuhlhalteschwäche führen können, die allesamt jedoch seltener vorkommen.
Für die Kontinenz sind neben einem Venengeflecht vor allem drei verschiedene Muskeln zuständig: Der innere und äußere Schließmuskel und ein Muskel, der sich wie eine Schlinge um einen Teil des Enddarms legt. Wenn es mit diesen drei Muskeln aus verschiedensten Gründen Probleme gibt, kann es zur
In der gesamten Bevölkerung haben etwa 3-7% der Bevölkerung Symptome einer Stuhlhalteschwäche. Wenn man nur Menschen über 50 Jahren betrachtet, liegt diese Zahl schon bei etwa 7-13%. Ältere Menschen sind also häufiger betroffen. Das liegt unter anderem an muskulären Bedingungen und der meist größeren Anzahl an Operationen und Krankheiten, wie zum Beispiel
Bei natürlichen Geburten kann es zum Dammriss kommen, wobei auch die Beckenboden- und Schließmuskulatur und der Analkanal beeinflusst sein können. Auch dadurch können sowohl eine Urin- als auch eine Stuhlinkontinenz entstehen. Zu diesen schweren Formen des Dammrisses kommt es in etwa 1-11% der vaginalen Geburten.
Erste Zeichen der Stuhlhalteschwäche können zum Beispiel ein Nässegefühl im Analbereich oder verschmutzte Unterwäsche sein. Ein noch früheres Zeichen wäre der unwillentliche Abgang von Darmgasen. Wenn die Ursache eine kurzfristige Durchfallerkrankung ist, kann erst einmal abgewartet werden, bis diese wieder vorbei ist. Sollte sie sich jedoch länger ziehen, sollten Hausarzt/-ärztin konsultiert werden. Bei vereinzelten Vorfällen aus anderen Ursachen kann eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten schon eine mögliche Lösung sein. Wenn Sie sich unsicher sind und das Gefühl haben, sie werden in Ihrem Alltag zu sehr durch Ihre Symptome beeinträchtigt, sprechen Sie mit medizinischem Fachpersonal darüber.
Um eine Stuhlinkontinenz zu diagnostizieren führen die Ärzt*innen erst einmal ein ausführliches Gespräch mit den Patient*innen, um die Art der Inkontinenz feststellen zu können. Damit finden sie auch heraus, inwiefern das Leben der Patient*innen dadurch beeinflusst wird und welche Maßnahmen ergriffen werden sollten. Dann folgt die körperliche Untersuchung, wozu auch eine digital-rektale Untersuchung gehört, das heißt das Einführen eines Fingers des/der Untersucher*in in den After des/der Patient*in. Damit kann festgestellt werden, wie gut der Schließmuskel funktioniert. Je nach Ergebnis des Gesprächs und der ersten Untersuchung können nun die ersten Maßnahmen ergriffen werden. Sollte das nicht funktionieren, gibt es weitere diagnostische Wege:
Erst einmal sollten Sie mit Ihrem/r Hausärzt*in sprechen, da diese Ihre medizinische Vorgeschichte kennen und Sie zu einem/r Fachärzt*in überweisen können. Es gibt Fachärzt*innen für die sogenannte Koloproktologie, also Spezialist*innen für End- und Dickdarmerkrankungen. Das können Chirurg*innen sein, es gibt aber auch Ärzt*innen aus der Inneren Medizin, die sich auf dieses Gebiet spezialisiert haben und dann zum Beispiel die Darmspiegelungen durchführen.
Nach der ersten Untersuchung wird das Wiederherstellen der Kontinenz erst einmal durch eine Ernährungsumstellung zu erreichen versucht. Nahrungsergänzungsmittel, die Ballaststoffe enthalten oder Anti-Durchfall-Medikamente können dabei unterstützend wirken. Auch der Verzicht auf Lebensmittel, die den Stuhl locker oder flüssig werden lassen, (zum Beispiel Kaffee), kann diskutiert werden.
Bevor operative Maßnahmen ergriffen werden - wobei es natürlich auch auf die Schwere der Inkontinenz und die Beeinträchtigung der Lebensqualität ankommt-, können unterschiedliche Methoden ausprobiert werden: Vor allem bei milden Stuhlhalteschwächen können Lebensstilveränderung, Medikamente und Biofeedback-Therapie sehr gut helfen.
Die Biofeedback-Therapie beinhaltet sowohl Schließmuskeltraining als auch das Lernen von Techniken für den Toilettengang, wobei beides auf Computerbildschirmen sichtbar gemacht werden kann, sodass ein tieferes Verständnis und besseres Ansteuern der Schließmuskulatur erreicht werden kann. Eine chirurgische Möglichkeit ist die Stimulation des Nervens, der für die Funktion der Schließmuskulatur zuständig ist. Auch möglich ist das Ersetzen der Schließmuskulatur durch einen künstlichen Ersatz.
Medikamente gegen die Stuhlhalteschwäche können zum Beispiel Anti-Durchfall-Medikamente sein, die die Spannung in der Schließmuskulatur erhöhen können aber vor allem bei durch Durchfall begründeter
Stuhlinkontinenz kann verheerende Auswirkungen auf die Lebensqualität von Patient*innen haben. Sie ist meist mit Schamgefühlen behaftet, die dann zum Rückzug aus sozialen Situationen und täglichen Aufgaben führen. Viele denken außerdem immer noch, dass es keine wirksamen Behandlungen für ihre Beschwerden gebe, was die Situation aussichtslos erscheinen lässt. Auch die Scham vor den behandelnden Ärzt*innen kann für eine Einschränkung der Lebensqualität sorgen, da so keine geeignete Therapie gefunden werden kann.
Rückfälle sind je nach Ursache der Inkontinenz, Befolgen der hilfreichen Maßnahmen, wie z.B. einer Ernährungsumstellung und Behandlungsart möglich. Als klinisch am effektivsten werden momentan die Biofeedback-Therapie und die Nervenstimulation angesehen.
Um Rückfälle zu vermeiden sollten vor allem folgende Punkte beachtet werden:
Eine Ernährung, die wenige Ballaststoffe beinhaltet, stellt einen wichtigen Risikofaktor für die Stuhlhalteschwäche dar. Das Risiko eine Stuhlinkontinenz zu bekommen, sinkt deutlich, wenn genug Ballaststoffe gegessen werden. Bei einer schon bestehenden Stuhlinkontinenz werden auch ballaststoffhaltige Nahrungsergänzungsmittel gegeben. Ballaststoffe befinden sich in pflanzlichen Lebensmitteln, wie Obst, Gemüse, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchten.
Betroffene können ihren Alltag durch geplante Toilettengänge trotzdem aktiv gestalten. Durch geplante Pausen kann eventuell verhindert werden, dass tatsächlich Stuhl ungewollt abgeht. Das ist vor allem bei Betroffenen von Bedeutung, bei denen es an der Wahrnehmung vom
Während Beckenbodentraining gegen Harninkontinenz sehr hilfreich wirken kann, gibt es kaum aussagekräftige Zahlen zur Stuhlinkontinenz. Beckenbodentraining kann allerdings, vor allem im Hinblick auf eine möglicherweise vermeidbare
Auch psychische Faktoren spielen bei der Stuhlinkontinenz eine wichtige Rolle. Vor allem wenn man die Auswirkungen der Inkontinenz auf die Psyche betrachtet, ist zu bemerken, dass Betroffene sich aus Schamgefühlen sozial zurückziehen und somit psychisch enorm unter der Stuhlhalteschwäche leiden.
Auch die Behandlungsmethode des Biofeedbacks zielt auf den psychischen Einfluss ab: Der körpereigene Ablauf des Toilettengangs, sowie das Halten von Stuhl durch Anspannen der Muskulatur werden auf Bildschirmen sichtbar und somit greifbarer und psychisch bewusster gemacht.
Bei dementen Patient*innen kann es im schwersten Stadium der Demenz auch zur Harn-, sowie Stuhlinkontinenz kommen. Dies hängt sowohl mit psychischen als auch mit körperlichen Faktoren zusammen.
Letzte Änderung: 14. Oktober 2023
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